Konzept: Sprachförderung im Alltag

Bild: Mädchen mit Blume

Kinder lernen Sprache nicht, um sprechen zu können. Sondern um ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche mitteilen zu können, um ihre Umwelt besser einordnen zu können, um mit ihren Freunden spielen zu können, um besser planen und vorausschauen zu können und Vieles mehr. Sprachliches Lernen ist also immer eingebettet in die gesamte kindliche Entwicklung mit all ihren Facetten. Die sprachliche Entwicklung ist eng verbunden mit der sozial-kommunikativen und auch der kognitiven Entwicklung eines jeden Kindes. Diese drei Bereiche beflügeln und bedingen sich gegenseitig. Folglich kann sprachliche Förderung sinnvoll nur im Gesamterleben der Kinder stattfinden. Abgekoppelt in separaten „Kursen“ ergeben sie oft nur wenig Sinn.


Den Sprach-Blick schärfen

Bild: Naturwissenschaften im Kindergarten

Viel fruchtbarer ist es, im kindlichen Alltag, in unterschiedlichsten Situationen sprach­anregende Strategien anzuwenden. Sobald pädagogische Fachkräfte ein breites grund­legendes Wissen über das kindliche Sprachlernen haben, können sie ihren „Sprach-Blick“ schärfen: sie erkennen, welche Sprach-Potenziale verschiedene Situationen haben, sie erkennen, wie Kinder zeigen, welche sprachlichen Schwerpunkte für sie gerade wichtig sind und sie bekommen ein Gefühl dafür, wie sie am besten mit dem Kind kommunizieren. Dabei geht es gar nicht um das vor einiger Zeit propagierte „Sprachbad“, in das Kinder getaucht werden sollten. Vielmehr kommt es auf eine feinfühlige Dialoghaltung an: verstehen, was das Kind braucht, und in der jeweiligen Situation sensibel und authentisch auf das Kind eingehen.


Genaues Beobachten

Bild: Kinder mit Fernglas

Hilfreiche Methode für eine solche alltagsintegrierte Sprachförderung ist aufmerksames und genaues Beobachten. Einerseits Beobachten der Kinder (unter Zuhilfenahme von strukturierten Beobachtungsbögen). Zum anderen haben sich Video-Reflexionen als enorm hilfreich erwiesen: sie erlauben es, sachlich und mit Abstand zur Situation die eigene sprachliche und non-verbale Kommunikation zu beobachten und zu beschreiben. Und erleichtern langfristig das Einschätzen von Situationen und des eigenen (Sprach-) Verhaltens.


Sprache im pädagogischen Alltag

Grundlage meiner Fortbildungen sind meine Erfahrungen aus der Arbeit am Deutschen Jugendinstitut sowie die Veröffentlichungen, die daraus hervorgegangen sind. Für „Kinder-Sprache stärken!“ haben wir die Bildungsbereiche Musik, Bewegung, Naturwissenschaften und aktive Medienarbeit unter die Lupe genommen. Erstaunlich, welche sprachlichen Potenziale allein in diesen vier ausgewählten Bereichen stecken! So können Kinder zum Beispiel in der Bewegung Gegensätze wie "schnell" und "langsam"  oder Steigerungsformen wie "hoch" und "höher" erfahren. Beim naturwissenschaftlichen Erkunden und Erforschen kommt es auf sprachliche Genauigkeiten an (fühlt es sich rau, weich, glatt, kratzig an?), und Beschreibungen erfordern andere grammatische Formen als Vorhersagen.


Feinfühlige Dialoghaltung

Bild: Kleinkind im Dialog

Die guten Erfahrungen aus dem Bereich der Drei- bis Sechsjährigen ermunterten zu einer Fortsetzung für Kinder unter drei Jahren: „Die Sprache der Jüngsten entdecken und begleiten“ beleuchtet praxisnah, wie Kinder unter drei Jahren Sprache erwerben und wie wir sie dabei im Alltag unterstützen können. Zentral für eine alltagsintegrierte Sprachförderung ist für alle Kinder eine feinfühlige Dialoghaltung. Diesen Aspekt heben wir ganz besonders in „Dialoge mit Kindern führen“ hervor. Hier gehen wir speziell auf Kinder im dritten Lebensjahr ein.