Wenn die Welt Kopf steht

Bei den jungen wilden Tieren taucht ein eigenartiger neuer Mitbewohner auf: eine Fledermaus. Doch die ist so ganz anders als Elefant, Löwe und Co und hat sehr seltsame Ansichten. Als Begrüßungsgeschenk wünscht sie sich einen Regenschirm, damit ihre Füße nicht nass werden. Völlig plemplem, finden die anderen Tiere!

 

Erst die weise Eule bringt Verständnis für die Fledermaus und ihre Weltsicht auf und leitet die jungen wilden Tiere dazu an, ganz wörtlich die Perspektive der Fledermaus einzunehmen.


Jeanne Willis: Kopf hoch, Fledermaus! Illustriert von Tony Ross © 2006 Sauerländer, Düsseldorf


Gesagt, getan. Und schwupps hängen Nashorn und Giraffe kopfüber im Baum und können sich mit allen Sinnen in die Fledermaus hineinversetzen. Und nicht nur die Tiere. Auch wir als Leser müssen an dieser Stelle das Buch auf den Kopf drehen, und sehen nun die Welt aus der Sicht der Fledermaus! 

Was für eine grandiose Idee! Hier wird tatsächlich die (Buch-)Welt auf den Kopf gestellt. Hier können wir Gegensätze erleben: was eben noch unten war, ist jetzt nämlich oben. Der Perspektivwechsel bleibt nämlich nicht nur in der Geschichte, sondern wirkt sich auf unsere Wirklichkeit aus: mit eigenen Händen drehen wir das Buch und stellen die eigentlichen Lese-Konventionen auf den Kopf. Mit diesem Perspektivwechsel trifft das Buch genau eines der zentralen sprachlichen und kognitiven Entwicklungsthemen der älteren Kindergartenkinder.

Besondere sprachliche Würze geben die Kommentare der jungen wilden Tiere: sie finden, die Fledermaus ist „plemplem“, „hat nicht alle Tassen im Schrank“ oder „hat einen Knall“. Das lädt zum Nachdenken und weiterspinnen ein. Wer weiß, was das bedeutet? Wer findet noch andere Fomulierungen? Was sagt man in anderen Sprachen? Vielleicht können mehrprachige Kinder oder ihre Eltern Redensarten aus ihren Erstsprachen beisteuern. In Finnland zum Beispiel hätte die Fledermaus „nicht mehr alle Mumins im Tal“...